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March 29, 2022

Immer mehr Rinder müssen ohne ihre Hörner leben. Mit welchen Argumenten die Landwirt_innen diese Verstümmelung rechtfertigen und was es für die Tiere bedeutet lesen Sie in diesem Artikel.

Immer mehr Rinder müssen ohne ihre Hörner leben. Es gibt keine offiziellen Zahlen, wie viele Tiere dies deutschlandweit betrifft, jedoch gehen Schätzungen von 2009 und 2013 von 70 bis 90 Prozent aller Kühe in der Milchproduktion aus (1), (2). Diese Zahl dürfte mittlerweile deutlich höher sein. Ein Artikel aus dem Jahr 2020 geht davon aus, dass bereits über 90 Prozent der „Milchkühe“ auf Ökobetrieben keine Hörner mehr tragen (3). Sogar in Betrieben des Demeter-Anbauverbandes, der die Enthornung und die Haltung genetisch hornloser Kühe verbietet, leben Tiere ohne Hörner, wie eine Aufdeckung der Tageszeitung TAZ von 2019 zeigt (4).

In der Tierindustrie sind die zwei Hauptargumente für die Enthornung, dass die Tiere andere Herdenmitglieder und sich selbst mit ihren Hörnern verletzen könnten und dass behornte Rinder ein erhöhtes Risiko für den_die Landwirt_in darstellen (5). Kaum offen angesprochen wird jedoch, dass unbehornte Rinder auf viel weniger Platz gehalten werden können und die Haltung daher wirtschaftlich rentabler ist.

In diesem Artikel gehen wir genauer darauf ein, was Hörner sind und welche Bedeutung sie für das Rind haben, warum und wie sie entfernt werden und zu guter Letzt die Gründe und Wege, dies nicht zu tun.

Anatomie, Biologie und Funktion des Horns

Hörner sind, anders als Geweihe, fest mit dem Schädel verwachsene Knochenfortsätze. Sie wachsen ein Leben lang. Hörner bestehen aus einem Knochenzapfen, welcher innen hohl ist und um den herum das Horn, die sogenannte Hornscheide, liegt (6).

Zu Beginn ist die Hornknospe nicht fest mit dem Schädel verwachsen, sondern sitzt lose in der Haut über dem Schädel. Erst wenn das Kalb circa zwei Monate alt ist, beginnt die Knospe mit dem Schädel zu verwachsen. In einem Alter von sieben bis acht Monaten stellt der Hohlraum des Horns eine direkte Erweiterung der Stirnhöhle dar (7).

Hörner sind mit Blutgefäßen und Nervenfasern durchzogen und stellen daher sensible Organe dar (8). Sie werden sowohl von männlichen als auch weiblichen Tieren getragen und erfüllen eine Reihe von Funktionen.

Die vielfältigen Aufgaben der Hörner

Die wichtigste evolutionäre Funktion der Hörner bei männlichen Rindern ist die intra- und intersexuelle Selektion, also der Konkurrenzkampf zwischen zwei Bullen um eine Partnerin sowie das Werben des Bullens um eine Partnerin (9), (10), (11).

Warum auch weibliche Rinder Hörner tragen, wird kontrovers diskutiert. Eine Hypothese lautet, dass die weiblichen Tiere sich einen evolutionären Vorteil durch die Nachahmung der männlichen Tiere verschaffen könnten (12). Die Behornung könnte aber auch als Schutz gegen Raubtiere (13) oder zur Ressourcenverteidigung (14) entstanden sein.

Diese ürsprünglich lebenswichtigen Funktionen des Horns spielen in der modernen Landwirtschaft keine Rolle mehr, da sowohl das Überleben als auch die Fortpflanzung von dem_der Landwirt_in vorgegeben sind. Jedoch erfüllen die Hörner noch andere Funktionen, die in der Haltungsumgebung der Rinder nach wie vor eine Rolle spielen.

Hörner für den Schiebekampf

In Auseinandersetzungen verhaken die Tiere die Hörner ineinander und können sie nicht direkt als Waffe benutzen. Der Kampf wird somit zum Schiebekampf (15). Dadurch handeln sie die Rangordnung aus, ohne sich ernsthaft zu verletzen. Rinder setzen ihre Hörner in naturnahen Bedingungen selten gegenüber Feind_innen ein. Häufiger flüchten sie, wenn dies noch möglich ist, vor potentiellen Gefahren oder verteidigen sich durch Tritte (16).

Sozialverhalten und Körperpflege

Die Hörner spielen als Imponierorgan eine wichtige Rolle im Sozialverhalten. Zum Beispiel haben Rinder mehr Respekt vor behornten als vor unbehornten Artgenoss_innen. Dies lässt sich entweder darauf zurückführen, dass die Tiere wissen, wie schmerzhaft ein Stoß mit dem Horn ist oder darauf, dass sie Drohgebärden aufgrund der Hörner besser erkennen(Menke & Waiblinger, 1999). Die Horngröße ist auch entscheidend für den Rang eines Tieres in der Gruppe (17).

Die Rinder verwenden die Hörner außerdem zur Fellpflege für Stellen, an die sie sonst nicht herankommen (18). Wissenschaftler_innen beobachteten in einer Studie, dass ausgewachsene Kühe 28 Prozent ihrer Körperpflege mit den Hörnern ausführen und dass es in den ersten drei Stunden nach dem Entfernen der Hörner zu “imaginärem Kratzen” kommt (19). Die Hörner können ferner zum Dirigieren von säugenden Kälbern dienen (20).

Wärmeregulation

Hörner dürften zusätzlich eine Rolle in der Wärmeregulation spielen (21). Die Verbindung des Horns zum Schädel durch die Stirnhöhle ermöglicht einen Teil des nasalen Wärmeaustausches. Dieser Mechanismus verringert den Wasserverlust, indem die Atemluft beim Ausatmen gekühlt wird (22). Zudem kann die stark durchblutete Doppelschicht aus Knochen- und Lederhaut, die mittlere der drei Hautschichten, als Wärmeaustauschfläche dienen (23). Die Tatsache, dass Rinder in wärmeren Regionen größere Hörner tragen, spricht für die Funktion der Hörner als Wärmeregulatoren (24).

Von Natur aus behornt

Neben all diesen Gründen gibt es einen weiteren Hinweis darauf, wie wichtig Hörner für Rinder sind. Das Gen für Hornlosigkeit ist gegenüber des Gens für Behornung dominant, setzt sich also in der Fortpflanzung leichter durch. Das bedeutet, dass sich die Hornlosigkeit im Laufe der Evolution durchgesetzt hätte, wenn Hörner nicht von Vorteil gewesen wären. Daraus kann man schließen, dass das Tragen dieses energie- und kostenaufwendigen Organs den Tieren viele Vorteile gebracht hat (25).

Ein rotbraunes Rind mit Hörnern steht zwischen Bäumen und schaut in die Kamera.
©Jo-Anne McArthur / We Animals Media

[1] Irrgang, N. (2013). Horns in cattle-implications of keeping horned cattle or not. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Kassel.

(2) Cozzi, G., Prevedello, P., Boukha, A., Winckler, C., Knierim, U., Pentelescu, O., Windig, J., Mirabito, L., Kling Eveillard, F., Dockes, A.C., Veissier, I., Velarde, A., Fuentes, C., Dalmau, A. (2009). Report on dehorning practices across EU member states: a quantitative survey of the current practices. Livestock Science, 179, 4-11

(3) Mück, U. (2020). Hörner im Laufstall–Herdenmanagement hat großen Einfluss. Angewandte Forschung und Entwicklung für den ökologischen Landbau in Bayern Öko-Landbautag 2020, 39-43.

(4) Maurin, J. (2019, 2.Juni). Demeter bricht die eigenen Regeln. TAZ.

(5) Waiblinger, S., Baars, T., & Menke, C. (2000). Understanding the cow—The central role of human animal relationship in keeping horned dairy cows in loose housing. In Proceedings of the 3rd workshop of the NAHWOA (Clermont-Ferrand, France (pp. 62-76).

(6) Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[7] Irrgang, N. (2013). Horns in cattle-implications of keeping horned cattle or not. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Kassel.

[8] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

(9) Bro-Jørgensen, J. (2007). The intensity of sexual selection predicts weapon size in male bovids. Evolution 61, 1316–1326.

[10] Preston, B.T., Stevenson, I.R., Pemberton, J.M., Coltman, D.W. & Wilson, K.(2003). Overt and covert competition in a promiscuous mammal: the importance of weaponry and testes size to male reproductive success. Proceedings of the Royal Society. 270, 633–640.

[11] Estes, R.D., (1991). The significance of horns and other male secondary sexual characters in female bovids. Applied Animal Behaviour Science, 29, 403–451.

(12) Estes, R.D., (1991). The significance of horns and other male secondary sexual characters in female bovids. Applied Animal Behaviour Science, 29, 403–451.

(13) Stankowich, T. & Caro, T. (2009). Evolution of weaponry in female bovids. Proceedings of the Royal Society 276, 4329–4334.

(14) Roberts, S.C. (1996). The evolution of hornedness in female ruminants. Behaviour 133, 399–442.

[15] Winckler, C. (2009). Verhalten der Rinder. In S. Hoy (Hrsg.). Nutztierethologie. Stuttgart: Eugen Ulmer KG.

[16] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[17] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[18] Irrgang, N. (2013). Horns in cattle-implications of keeping horned cattle or not. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Kassel.

[19] Taschke, A.C. (1995). Ethologische, physiologische und histologische Untersuchungen zur Schmerzbelastung der Rinder bei der Enthornung (behavioural, physiological and histological investigations of pain in cattle during dehorning). Unveröffentlichte Dissertation, Universität Zürich. 

[20] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[21] Irrgang, N. (2013). Horns in cattle-implications of keeping horned cattle or not. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Kassel.

[22] Langman, V.A., Maloiy, G.M.O., Schmidt-Nielsen, K., Schroter, R.C. (1979). Nasal heat exchange in the giraffe and other large mammals. Respiration Physiology 37, 325-333. 

(23) Parés-Casanova, P.M. & Caballero, M., (2014). Possible tendency of polled cattle towards larger ears. Revista Colombiana Ciencias Pecuarias 27, 221–225.

[24] Irrgang, N. (2013). Horns in cattle-implications of keeping horned cattle or not. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Kassel.

[25] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

Gründe für das Enthornen

Trotz der vielfältigen Funktionen der Hörner müssen immer mehr Rinder ihr Leben ohne diese bewältigen (26). Das Hauptargument der Landwirt_innen ist, dass behornte Rinder eine Gefahr für sich selbst, ihre Artgenoss_innen und die Angestellten in den Betrieben darstellen (27).

Vor allem durch die Einführung der Laufstallhaltung ist das Enthornen eine vermeintlich notwendige Praxis in der Rinderhaltung geworden. Zuvor lebten die Rinder den ganzen Sommer über auf der Weide und im Winter in Anbindehaltung.  Sie hatten entweder genügend Platz, sich aus dem Weg zu gehen, oder waren so befestigt, dass es keinen Raum für Konflikte gab (28).

Ein größerer und besser strukturierter Stall, stabilere Herdenstrukturen und eine bessere Mensch-Tier-Beziehung könnten der Verletzungsgefahr in der Laufstallhaltung entgegenwirken.

Über die wirtschaftliche Rentabilität der Haltung unbehornter Rinder in Laufställen wird dagegen im Diskurs viel seltener gesprochen. Dies kann als Strategie der Branche verstanden werden, das Enthornen als eine sicherheitsperspektivische Notwendigkeit zu vermarkten. Ein derart gravierender Eingriff in die Integrität des Rindes aus rein ökonomischen Interessen wäre jedoch nicht zu legitimieren (29).

Sozialer Stress und Verletzungen

Unter naturnahen Bedingungen bilden Kühe und ihre Nachkommen stabile Familienverbände. Die Bullen schließen sich ihrerseits in Herden zusammen. In beiden Gruppen herrschen klare Verhaltensregeln: So ist etwa die Distanz der Tiere zueinander oder der Zugang zu Ressourcen durch den Status in der Herde geregelt (30). Diese Sozialstruktur ermöglicht den  konfliktfreien Zugang zu Futter, Liegeplätzen und anderen knappen Ressourcen (31).

Im Vergleich zum natürlichen Lebensraum der Rinder ist die Situation im Laufstall eine ganz andere. Das Platzangebot ist begrenzt und es stehen nur eine bestimmte Anzahl an Fress- und Liegeplätzen zur Verfügung. Die Tiere können im Stall keine stabile Herdenstruktur ausbilden - immer wieder werden Individuen aus der Gruppe herausgenommen, neu eingefügt oder ganze Gruppen miteinander vermischt. Durch diese Instabilität müssen die Ränge immer wieder durch Kämpfe erstritten und der Zugang zu Ressourcen in kämpferischen Auseinandersetzungen geregelt werden (32).

Schlechte Dimensionierung und Strukturierung von Laufställen bringen die Tiere zudem in Situationen, in denen sie die Individualdistanz zu anderen Artgenoss_innen nicht einhalten können, was zu Aggressionen des ranghöheren gegenüber des anderen Tieres führt (33). Durch Kopfstöße kann es bei behornten Rindern in solchen Situationen zu Verletzungen kommen (34).

Sicherheit für den Menschen

Oft wird die Sicherheit der Landwirt_innen als Argument herangezogen, um die Enthornung zu rechtfertigen. Behornte Rinder können durch Kopfbewegungen, ob gewollt oder unbeabsichtigt, Menschen schwer verletzen. Jedoch zeigen Studien, dass solche Unfälle hauptsächlich in Anbindehaltung, nämlich während des An- und Abbindens der Rinder, vorkommen (35), (36).

Dass behornte Rinder meist in der Anbindehaltung üblich sind, ist übrigens ein beliebtes Argument für die veraltete und aus Tierschutzsicht höchst problematische Haltungsform. In unserem White Paper „Die Ketten lösen: Eine umfassende Untersuchung der Anbindehaltung von Rindern.” untersuchen wir das vermeintliche Argument für die Anbindehaltung im Faktencheck. Laden Sie den Bericht kostenfrei herunter.

Zudem wird der Großteil schwerer Verletzungen, die Menschen durch Rinder zugefügt werden, nicht mit den Hörnern, sondern durch das Gewicht des ganzen Körpers (gegen die Wand drücken oder überrennen) oder durch Ausschlagen mit den Beinen,  verursacht (37), (38). Somit wird klar, dass eine gute Mensch-Tier-Beziehung und ein gutes Management mit passender Haltungsumgebung viel relevantere Faktoren für die Sicherheit des_r Landwirt_in darstellen, als das Entfernen der Hörner.

Ökonomie

Die Kosten der kommerziellen Rinderhaltung können durch die Haltung von hornlosen Rindern gesenkt werden, da diese weniger Platz benötigen (39). Ersparnisse in der Haltung führen automatisch zu mehr Profit.

Ein enthorntes Rind schaut auf den Boden. Es ist nur der obere Teil des Kopfes zu sehen, sodass die enthornte Stelle im Fokus steht.
©Jo-Anne McArthur / We Animals Media

Die Schweizer „Stiftung für das Tier im Recht“ kommt in einem Rechtsgutachten zu dem Schluss, dass es für das Enthornen keine akzeptable Begründung gibt. Die Verstümmelung, die eine lebenslange Belastung für die Rinder mit sich bringt, widerspricht den Grundprinzipien des Tierschutzrechtes (40).

[26] Irrgang, N. (2013). Horns in cattle-implications of keeping horned cattle or not. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Kassel.

[27] Waiblinger, S., Baars, T., & Menke, C. (2000). Understanding the cow—The central role of human animal relationship in keeping horned dairy cows in loose housing. In Proceedings of the 3rd workshop of the NAHWOA (Clermont-Ferrand, France (pp. 62-76).

[28] Sandoe, P. (2019). Hornless cattle- is gene editing the best solution? In Gene Editing and Animal Welfare

(29) Künzli, C. (o.D.) Tier im Recht: Ist das Enthornen von Kühen erlaubt? in Zeitlupe. Für Menschen mit Lebenserfahrung

[30] LAVES (2007). Tierschutzleitlinien für die Milchkuhhaltung. Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

[31] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[32] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[33] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[34] Waiblinger, S., Baars, T., & Menke, C. (2000). Understanding the cow—The central role of human animal relationship in keeping horned dairy cows in loose housing. In Proceedings of the 3rd workshop of the NAHWOA (Clermont-Ferrand, France (pp. 62-76).

[35] Menke, C., Waiblinger, S., Studnitz, M., Bestman, M. (2004). Mutilations in Organic Animal Husbandry: Dilemmas Involving Animal Welfare; Humans and Enviromental Protection. In. M. Vaarst, S. Roderick, V. Lund, W. Lockeretz. (Hrsg.) Animal Health and Welfare in Organic Agriculture.  S.163-183. Oxon, UK: CAB International,

(36) Menke, C., Waiblinger, S., Fölsch, D.W., Wiepkema, P.R. (1999). Social behaviour and injuries of horned cows in loose housing systems. Animal Welfare 8, 243-258.

(37) Hackl, F. (2004). Unfälle mit Rindern, Entwicklung – Ursachen- Prävention. Diplomarbeit, Universität für Bodenkultur, Wien, Österreich.

(38) Waiblinger, S. & Menke, C. (2002). Hörner als Risiko? Der Einfluss von Management und Mensch-Tier-Beziehung. (Horns as risk factor? Influence of management and human animal relationship.) In: 9.FREILAND-Tagung. Den Tieren gerecht werden – Neue Qualitäten der Tierhaltung. Wissenschaftliche Tagung am 26.September 2002, Wien, Freiland-Verband, 36-43.

[39] Stookey, J. M., & Goonewardene, L. A. (1996). A comparison of production traits and welfare implications between horned and polled beef bulls. Canadian Journal of Animal Science, 76(1), 1-5.

(40) Bolliger, G., Spring, A., Rüttimann, A. (2011). Enthornen von Rindern unter dem Aspekt des Schutzes der Tierwürde. Juristische Medien AG. Zürich. Basel. Genf

Betäubungsloses Enthornen

Unter Enthornen versteht man sowohl das Zerstören der Hornanlagen bei Kälbern, die jünger als zwei Monate sind, als auch das Enthornen zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Hornanlagen schon an den Schädel angewachsen sind. Letzteres stellt einen wesentlich schwereren Eingriff dar (41) und ist deshalb in Deutschland nur aus gesundheitlichen Gründen und mit Betäubung erlaubt. (42). Unter anderen Umständen verstößt es gegen das Amputationsverbot des Paragraf 6 des Tierschutzgesetzes (43).

Das betäubungslose Enthornen darf nach Paragraf 5 des Tierschutzgesetzes bis zur sechsten Lebenswoche von den Landwirt_innen selbst durchgeführt werden (44). Für den Eingriff gibt es derzeit drei gängige Verfahren (45):

Thermische Methode - Bei dieser Methode wird ein ringförmiger Brennstab um die Hornknospe gelegt und für 10 bis 15 Sekunden hin und her gedreht. Dies führt zur Unterbrechung der Blutzufuhr, wodurch die Hornanlage in den darauffolgenden drei bis vier Wochen abstirbt. Während der Prozedur zeigen die Kälber exzessives Fluchtverhalten, das auf starke Schmerzen hinweist (46). Diese Methode stellt die häufigste Anwendung in Nord- und Mitteleuropa und auch in Deutschland dar (47). Expert_innen sehen sie als das derzeit schonendste Verfahren an (48).

Chemische Methode - Mit Hilfe eines Ätzkalistiftes oder Säurepasten werden die Hornanlagen verätzt. Bei falscher Anwendung kommt es häufig zu Verätzungen der Augen oder anderen umliegenden Körperteilen (49). Die Methode ist in Deutschland seit 2015 verboten, weil die entsprechenden Pasten und Stifte hierzulande nicht zugelassen sind.

Chirurgische Methode – Die Hornknospe wird mit einem Spezialmesser ausgeschält, wobei es häufig zu Blutungen und Infektionen kommt (50). Dennoch ist diese Methode in Deutschland nicht verboten. Da sie im Vergleich zur Thermischen Methode jedoch belastender für die Tiere ist, ist sie nach dem Schmerzminimierungsgebot des Paragraf 5 Abs.1 S. 6 im Tierschutzgesetz als unzulässig anzusehen (51).

Zahl enthornter Rinder

Eine Gruppe von Wissenschaftler_innen (52) schätzt nach Expert_innenbefragungen, dass in Deutschland mindestens 80 Prozent aller für die Milchproduktion vorgesehenen Kälber enthornt werden und immerhin etwa sieben Prozent der erwachsenen Kühe eine Enthornung durchleben.

Wie oben bereits erwähnt, bedarf es bei einer Enthornung bei erwachsenen Kühen einer tierärztlichen Indikation. Das heißt, dass der Eingriff nur rechtmäßig ist, wenn eine Erkrankungen des Tieres diesen rechtfertigt (53).

Krankheits- und Verletzungsrisiken, die sich aus der beabsichtigten Nutzung des Tieres ergeben  sowie angestrebte Erleichterungen für die Haltung oder Nutzung, sind keine Gründe für tierärtzliche Indikation (54). Ein solcher Fall wäre beispielsweise ein Bruch des Hornzapfens oder abnormes Hornwachstum mit der Gefahr des Einwachsens der Hornspitze, also mit gesundheitlichen Risiken für das Tier verbundene Ursachen.

Dass jedem 15. erwachsenen Rind die Hörner entfernt werden, lässt sich keinesfalls auf gesundheitliche Gründe zurückführen. Viele Eingriffe werden von den Betrieben aufgrund der Umstellung von Anbinde- auf Laufstallhaltung und des Zukaufs horntragender Tiere in eine enthornte Herde vorgenommen. Dies sind illegal durchgeführte Enthornungen.

Wenn Sie [sensible Inhalte anzeigen] anklicken, sehen Sie wie ein Rind enthornt wird.

(SENSIBLE INHALTE EINBLENDEN)

[41]  Irrgang, N. (2013). Horns in cattle-implications of keeping horned cattle or not. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Kassel.

(42) LAVES (2007). Tierschutzleitlinien für die Milchkuhhaltung. Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

[43] Hirt, A., Maisack, C. & Moritz, J.(2016). Tierschutzgesetz. Kommentar. 3. Auflage. München: Verlag Franz Vahlen.

[44] Hirt, A., Maisack, C. & Moritz, J.(2016). Tierschutzgesetz. Kommentar. 3. Auflage. München: Verlag Franz Vahlen.

(45] Hoy, S. (2006). Rinderhaltung. In S. Hoy, M. Gauly & J. Krieter (Hrsg.). Nutztierhaltung und-hygiene (11-72). Stuttgart: Eugen Ulmer KG.

[46] Stafford, K. J., & Mellor, D. J. (2005). Dehorning and disbudding distress and its alleviation in calves. The veterinary journal, 169(3), 337-349.

[47] Irrgang, N. (2013). Horns in cattle-implications of keeping horned cattle or not. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Kassel.

[48] Hirt, A., Maisack, C. & Moritz, J.(2016). Tierschutzgesetz. Kommentar. 3. Auflage. München: Verlag Franz Vahlen.

[49] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[50] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[51] Hirt, A., Maisack, C. & Moritz, J.(2016). Tierschutzgesetz. Kommentar. 3. Auflage. München: Verlag Franz Vahlen.

[52] Cozzi, G., Prevedello, P., Boukha, A., Winckler, C., Knierim, U., Pentelescu, O., Windig, J., Mirabito, L., Kling Eveillard, F., Dockes, A.C., Veissier, I., Velarde, A., Fuentes, C., Dalmau, A. (2009). Report on dehorning practices across EU member states: a quantitative survey of the current practices. Livestock Science, 179, 4-11.

[52] LAVES (2007). Tierschutzleitlinien für die Milchkuhhaltung. Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

[53] Wiesner, E., & Ribbeck, R. (2000). Lexikon der Veterinärmedizin.[A-Z], 4.Auflage. Stuttgart: Enke im Hippokrates Verlag GmbH.

[54] Hirt, A., Maisack, C. & Moritz, J.(2016). Tierschutzgesetz. Kommentar. 3. Auflage. München: Verlag Franz Vahlen.

Probleme durch die Enthornung

Das Entfernen der Hörner sowie das Ausbrennen der Hornknospe (55):

● ist mit erheblichen Schmerzen während des Eingriffes verbunden, was unter anderem zu einer größeren Ängstlichkeit der Tiere gegenüber Menschen und somit zu einer schlechteren Mensch-Tier-Beziehung führt (56).

● verursacht auch nach dem Eingriff und während des Abheilens der Wunde noch längere Zeit Schmerzen.

● zerstört Nerven und kann zu Nervenwucherungen führen, die lebenslängliche Phantomschmerzen verursachen.

● erhöht das Infektionsrisiko, da der Vorgang eine Wunde hinterlässt. Beim Enthornen von erwachsenen Rindern ist dieses Risiko nochmals erhöht, da bei dem Vorgang die Stirnhöhle eröffnet wird.

● bedeutet eine Verletzung der Integrität des Tieres und stellt eine Anpassung des Tieres an die Haltungsumgebung dar, die stattdessen durch Anpassung des Haltungssystems an das Tier umgangen werden könnte.

Effektive Schmerzausschaltung ist in Deutschland kaum üblich

Neben den oben genannten Aspekten ist die Schmerzausschaltung während des Eingriffs ein weiterer problematischer Punkt. Nach dem Tierschutzgesetz müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, „um Schmerzen oder Leiden der Tiere zu vermindern“ (57). Jedoch wird dies laut Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik in der Praxis nicht umgesetzt (58).

Laut einer Befragung von 226 Milchkuhhalter_innen kommt es in nur 0,7 Prozent der Fälle dazu, dass das Kalb bei der Enthornung eine effektive Schmerzausschaltung mit lokaler Betäubung und Schmerzmittelgabe erhält. In 49 Prozent der Fälle erfolgt eine Sedierung, die jedoch lediglich eine schmerzlindernde Wirkung hat, und in sechs Prozent eine lokale Betäubung mit oder ohne Sedierung (59).

Dass Kälber bei der Enthornung nicht betäubt werden müssen, ist eine Ausnahmeregelung und nach dem bereits oben erwähnten Paragraf 5 des Tierschutzgesetzes nicht nachvollziehbar. Es stehen bereits effektive und einfach durchzuführende Möglichkeiten zur Verfügung, Schmerzen während und nach dem Eingriff zu vermeiden. (60).

Umsetzung der Schmerzausschaltung in Europa

Die Regelung des Europarates sieht vor, dass Kälber, die älter als vier Wochen sind, bei der Enthornung anästhesiert werden müssen. In Europa wird diese Regelung unterschiedlich umgesetzt. In Bulgarien, Dänemark, Niederlande, Schweden und Slowenien gilt eine ausnahmslose Betäubungspflicht. Eine eingeschränkte Betäubungspflicht gilt in Irland, dem Vereinigten Königreich und Österreich. Finnland und Tschechien setzen die Altersempfehlung des Europarates genau um, während Deutschland eine um zwei Wochen höhere Altersgrenze hat. Die meisten Länder in Süd- und Osteuropa haben keine Regelung dazu (61), (62).

Genetisches Enthornen

Waren es 2009 EU-weit gerade einmal fünf Prozent der Rinderbetriebe, die genetisch enthornte Rinder hielten (63), schätzte Grupp zu diesem Zeitpunkt (64), dass die bayerische Fleckviehpopulation bereits bis 2020 zum großen Teil genetisch hornlos sein wird. Dieser Fall ist nicht eingetroffen, da sich die Genmanipulation und Zucht auf Hornlosigkeit als nicht so einfach herausstellte, wie es zunächst erschien.

Jedoch verbreitet sich die genetische Hornlosigkeit sowohl in der konventionellen als auch in der ökologischen Landwirtschaft rasant (65). Krogmeier und Luntz (66) untersuchten im vergangenen Jahr 21.657 zufällig ausgewählte Kühe in Bayern. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass 4,1 Prozent des sogenannten Braunviehs und 11,2 Prozent des sogenannten Fleckviehs in der konventionellen Landwirtschaft genetisch hornlos geboren wurden. In der ökologischen Landwirtschaft sind es sogar 17,1 Prozent der Kühe.

Beim Rind vererbt sich die genetische Hornlosigkeit dominant (67). Das heißt, wenn ein Rind ein oder zwei Kopien (Allele) der Hornlosmutation trägt, bildet es keine Hörner aus. Hörner werden dagegen nur reinerbig vererbt (68). Dies bedeutet, dass das Allel zur Ausbildung des Hornes sowohl von der Mutter als auch vom Vater weitergegeben werden muss. Wenn es nur von einem Elternteil weitergegeben wird, setzt sich die dominant vererbte Hornlosigkeit durch.

Mit der klassischen selektiven Zucht ist viel Zeit nötig, um eine genetisch hornlose Rinderherde zu züchten, da die Generationsdauer mehrere Jahre beträgt. Gentechnische Methoden umgehen dies (69). 2016 wurden erstmals zwei genetisch hornlose Bullen durch gentechnische Methoden “produziert” (70).

Problematisch sind die unerwünschten Nebeneffekte der genetischen Hornlosigkeit. So werden bei genetisch hornlosen Rindern hin und wieder sogenannte Wackelhörner ausgebildet (71). Im Erbgut einer der oben erwähnten genetisch hornlosen Bullen wurde bakterielle DNA mit einem Gen für Antibiotikaresistenz gefunden (72). Neben solchen Unvorhersehbarkeiten wird zudem das “genetische Leistungspotential” der Tiere als schlechter eingeschätzt. Die vermehrte Inzucht in der Population ist eine weitere noch ungelöste Problematik (73).

Vermeintliche Lösung

Die genetische Hornlosigkeit scheint viele Probleme, die in Zusammenhang mit der Enthornung stehen, zu lösen: Die Methode senkt die Produktionskosten gegenüber der Enthornung. Der Arbeitsaufwand der Enthornung fällt weg und der Gesundheitszustand des Rindes wird generell verbessert, da es weniger akuten Stress erlebt (74). Neben den niedrigeren Produktionskosten wird dem Rind zudem ein schmerzhafter und traumatischer Eingriff erspart, was sein Wohlergehen und die Mensch-Tier-Beziehung fördert.

Jedoch gefährdet die Zucht auf Hornlosigkeit die genetische Vielfalt und verletzt die Integrität und Würde des Rindes (75). Auch steigt das Risiko bei Kälbern, die durch Gentechnik entstehen, dass der ungeborene Fötus leidet oder dass dieser mit Deformationen geboren wird (76). Das ungeborene Kalb könnte während des letzten Teils der Schwangerschaft leiden: Es besteht ein erhöhtes Risiko für embryonale und fetale Verluste sowie für Deformationen und frühen Tod nach der Geburt (77). Für die bereits erwähnten ersten zwei gentechnisch entstandenen Bullen benötigten die Forscher_innen 26 Embryonen und eine nicht bekannte Anzahl an Mutterkühen bis endlich zwei von ihnen  den 60. Lebenstag überlebten (78).

[55] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[56] Richter, T. & Karrer, M. (2006). Rinderhaltung. In T. Richter (Hrsg.), Krankheitsursache Haltung. Beurteilung von Nutztierställen–Ein tierärztlicher Leitfaden (64-111). Stuttgart: Enke Verlag.

[57] Hirt, A., Maisack, C. & Moritz, J.(2016). Tierschutzgesetz. Kommentar. 3. Auflage. München: Verlag Franz Vahlen.

[58] Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim BMEL (2015). Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung. Gutachten. Berlin.

[59] Irrgang, N. (2013). Horns in cattle-implications of keeping horned cattle or not. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Kassel.

[60] Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim BMEL (2015). Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung. Gutachten. Berlin.

(61) Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim BMEL (2015). Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung. Gutachten. Berlin.

[62] Cozzi, G., Prevedello, P., Boukha, A., Winckler, C., Knierim, U., Pentelescu, O., Windig, J., Mirabito, L., Kling Eveillard, F., Dockes, A.C., Veissier, I., Velarde, A., Fuentes, C., Dalmau, A. (2009). Report on dehorning practices across EU member states: a quantitative survey of the current practices. Livestock Science, 179, 4-11;

[63] Cozzi, G., Prevedello, P., Boukha, A., Winckler, C., Knierim, U., Pentelescu, O., Windig, J., Mirabito, L., Kling Eveillard, F., Dockes, A.C., Veissier, I., Velarde, A., Fuentes, C., Dalmau, A. (2009). Report on dehorning practices across EU member states: a quantitative survey of the current practices. Livestock Science, 179, 4-11 

[64] Grupp, T. (2009). Hornloses Milchvieh 2020: eine züchterische Vision für Österreich, Deutschland und die Schweiz. 16. Freiland-Tagung: Die Zukunft der Rinder ist hornlos, 23. September 2009. 

[65] Johns, J., Mück, U., Sixt, D., Kremer, H., Poddey, E., Knierim, U. (2019). Werkzeugkasten für die Haltung horntragender Milchkühe im Laufstall. Universität Kassel

[66] Krogmeier, D., & Luntz, B. (2020). Untersuchungen zur Entwicklung der Zucht auf natürliche Hornlosigkeit bei Braunvieh und Fleckvieh in Bayern. Angewandte Forschung und Entwicklung für den ökologischen Landbau in Bayern Öko-Landbautag2020, 33-37.

[67] Scheper, C. (2017). Horntragende Rinderzucht sichern. Eine Status-Quo-Analyse der Zucht hornloser Milchrinder. Lebendige Erde, 2017(1), 30-33.

[68] Burren, A., Wiedemar, N., Drögemüller, C., & Jörg, H. (2015). Genetik der Hornlosigkeit beim Rind. Agrarforschung Schweiz, 6(2), 72-75.

[69] Sandoe, P. (2019). Hornless cattle- is gene editing the best solution? In Gene Editing and Animal Welfare, Oxford. https://blog.practicalethics.ox. ac.uk/2019/11/hornless-cattle-is-gene-editing-the-best-solution/ [10.12.2019]

[70] Carlson, D. F., Lancto, C. A., Zang, B., Kim, E. S., Walton, M., Oldeschulte, D. & Fahrenkrug, S. C. (2016). Production of hornless dairy cattle from genome-edited cell lines. Nature biotechnology, 34(5), 479.

[71] Burren, A., Wiedemar, N., Drögemüller, C., & Jörg, H. (2015). Genetik der Hornlosigkeit beim Rind. Agrarforschung Schweiz, 6(2), 72-75.

[72] Sandoe, P. (2019). Hornless cattle- is gene editing the best solution? In Gene Editing and Animal Welfare, Oxford. https://blog.practicalethics.ox. ac.uk/2019/11/hornless-cattle-is-gene-editing-the-best-solution/ [10.12.2019].

[73] Windig, J. J., Hoving-Bolink, R. A., & Veerkamp, R. F. (2015). Breeding for polledness in Holstein cattle. Livestock Sciences 179, 96–101.

[74] Stookey, J. M., & Goonewardene, L. A. (1996). A comparison of production traits and welfare implications between horned and polled beef bulls. Canadian Journal of Animal Science, 76(1), 1-5.

[75] Johns, J., Mück, U., Sixt, D., Kremer, H., Poddey, E., Knierim, U. (2019). Werkzeugkasten für die Haltung horntragender Milchkühe im Laufstall. Universität Kassel

[76] Eriksson, S., Jonas, E., Rydhmer, L., & Röcklinsberg, H. (2018). Invited review: Breeding and ethical perspectives on genetically modified and genome edited cattle. Journal of dairy science, 101(1), 1-17.

[77] Eriksson, S.(2020) Persönliche E-Mail Korrespondenz. 

[78] Carlson, D. F., Lancto, C. A., Zang, B., Kim, E. S., Walton, M., Oldeschulte, D. & Fahrenkrug, S. C. (2016). Production of hornless dairy cattle from genome-edited cell lines. Nature biotechnology, 34(5), 479.

Gründe gegen die Hornlosigkeit

“Grundlage einer artgerechten Tierhaltung ist es, die Biologie der Tiere zu berücksichtigen und ihr natürliches Verhalten zu ermöglichen. Auch die Unversehrtheit der Tiere gehört dazu. Das Entfernen von Körperteilen, um Tiere den Haltungsbedingungen anzupassen, kann nicht befriedigen.” (79)

Enthornen verursacht Schmerzen

Das Enthornen stellt sowohl für Kälber als auch für erwachsene Rinder einen schmerzhaften Eingriff dar, der den Tieren, ihrer Gesundheit und ihrem Wohlergehen (80) nicht zugute kommt. Er dient dazu, die Tiere an das Haltungssystem des Betriebs anzupassen (81). Auch wenn der Eingriff unter Betäubung vorgenommen wird, leiden die Tiere oft noch monatelang, manche ihr Leben lang, unter chronischen Schmerzen.

Meistens kommt es gar nicht zu einer Schmerzbehandlung. Zum einen aus Kostengründen und zum anderen, da Rinder oft versuchen, ihren Schmerz zu verbergen und er daher schwer erkennbar ist. Viele Landwirt_innen sind daher der Meinung, dass eine Schmerzausschaltung während und nach dem Eingriff nicht nötig wäre (82).

Der Schmerz, den das Enthornen verursacht, ist nicht nur auf einer körperlich-sensorischen Ebene unangenehm für das Tier. Studien zeigen, dass Kälber in der Zeit nach der Enthornung in uneindeutigen Situationen eher vom schlechteren als vom besseren Ausgang ausgehen, sie also pessimistischer einschätzen.

Aus der Humanforschung weiß man, dass der emotionale Zustand eng mit kognitiven Prozessen verknüpft ist. Depressive Menschen beurteilen Informationen negativer als Menschen mit einer positiven Grundstimmung. Man kann daher davon ausgehen, dass sich der emotionale Zustand der Kälber nach einer Enthornung verschlechtert (83), (84).

Während dieser negativen, mit Schmerzen und Stress verbundenen Prozedur hat das Tier engen Kontakt zum Menschen. Dadurch verschlechtert sich die Tier-Mensch-Beziehung wesentlich (85). Eine Studie zeigt, dass enthornte Rinder auch viele Monate nach dem Eingriff noch einen größeren Abstand zu Menschen halten, als ihre Artgenoss_innen, die den Eingriff nicht erleben mussten. Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeslandwirtschaftsministerium schätzt das Enthornen als Tierschutzproblem ein (86).

Beschnittene Kommunikation

Ohne Hörner ist die Kommunikation der Rinder untereinander erschwert. Sie stört somit auch die Bildung und Erhaltung eines stabilen Sozialgefüges, das in den unstetigen Lebensumständen der Rinder in der modernen Landwirtschaft zweifellos schon schwierig genug ist (87). Dadurch kommt es in unbehornten Herden häufiger zu Rangkämpfen (88), (89) und vermehrten Rangwechseln. In behornten Herden halten rangniedere Tiere die Individualdistanz besser ein und lassen sich zudem sowohl beim Liegen als auch beim Fressen schneller von Ranghöheren vertreiben. Die Folge sind weniger Auseinandersetzungen mit Kopfstößen (90).

Durch das Enthornen sind bestehende Probleme in Haltung und Management schlechter sichtbar, da die Auseinandersetzungen zwischen den Rindern keine so leicht feststellbaren Verletzungen hinterlassen, wie das bei behornten Rindern der Fall wäre. Der Stress für die Rinder aufgrund eines schlechteren Managements fällt deswegen aber nicht weg, sondern ist nur nicht so gut zu erkennen.  Ein Verzicht auf diesen Eingriff ermöglicht es dem_der Landwirt_in, schneller auf Probleme zu reagieren (91).

Behornte Tiere sind nicht automatisch aggressiver

Entgegen der häufigen Annahme, dass behornte Kühe aggressiver sind als hornlose Kühe, ist genau das Gegenteil der Fall. Aufgrund der unangenehmen Erfahrung, die ein Stoß von einem Horn auslöst, nehmen die Tiere Drohung eher ernst und vermeiden körperliche Auseinandersetzung vorzugsweise. Somit sind Zwischenfälle in behornten Herden seltener als in unbehornten Herden, wenn diesen genügend Platz zur Verfügung steht (92), (93). Jedoch sind Hörner nicht der einzige ausschlaggebende Faktor für agonistisches Verhalten in einer Herde, sondern auch Faktoren wie Herdengröße (94), Mensch-Tier-Beziehung (95) und Gruppenaufzucht von Kälbern (96). Dies zeigt wie wichtig das Management für die Ruhe in einer Rinderherde ist.

Verletzung der Integrität und der Würde

Das Enthornen stellt, abgesehen von den Schmerzen, einen Eingriff in die Integrität und die Würde des Tieres dar (97). Diese sind in der Debatte um das Wohlergehen nicht-menschlicher Tiere wichtige Konzepte. Sie gehen über den Pathozentrismus hinaus, in dem sie nicht das körperliche Leid als Maßstab tierlichen Wohlergehens nehmen, sondern die physische und psychische Unversehrtheit des Tieres als Ganzes. Durch diese Verschiebung der Betrachtungsweise gewinnt das (genetische) Enthornen eine tierethische Relevanz (98).

Die Integrität bezieht sich sowohl auf die körperliche und psychische Unversehrtheit des Tieres als auch auf die Möglichkeit, sich artgemäß zu verhalten (99). Sie beinhaltet außerdem den Respekt gegenüber nicht-menschlichen Tieren, diese nicht über ihre Funktion für den menschlichen Zweck zu definieren. Sie sollten als Lebewesen, die ihr eigenes Leben (er)leben, gesehen werden (100) und nicht als sogenannte Nutztiere.

Als bisher einziges europäisches Land hat die Schweiz das Konzept der Würde der nichtmenschlichen Tiere in der Verfassung verankert. Würde wird darin folgendermaßen beschrieben:

“Als Würde des Tieres definiert das Tierschutzgesetz den Eigenwert des Tieres, der im Umgang mit ihm geachtet werden muss. Die Würde des Tieres wird missachtet, wenn eine Belastung des Tieres nicht durch überwiegende Interessen gerechtfertigt werden kann. Als Belastung für das Tier gilt, wenn ihm Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden. Es darf nicht in Angst versetzt oder erniedrigt werden. Weiter gilt als Missachtung der Tierwürde, wenn tief greifend in das Erscheinungsbild oder die Fähigkeiten des Tieres eingegriffen oder es übermäßig instrumentalisiert wird.”

Wenn man das Enthornen nun durch die Linse dieser zwei Konzepte anschaut, kommt man zu dem Schluss, dass sowohl die Würde als auch die Integrität verletzt werden. Das Entfernen von Hornanlagen und Hörnern greift eindeutig in das beschriebene Erscheinungsbild und die Fähigkeiten der Tiere ein und missachtet nach der Schweizer Definition die Tierwürde (101). Weiterhin ist das Enthornen ein körperlicher Übergriff (102). Da der Eingriff nicht aus medizinischen Gründen vorgenommen wird, sondern der ökonomisch rentablen Nutzung der Tiere dient, werden mit dem Eingriff physische und psychische Grenzen überschritten und somit die tierliche Integrität verletzt.

Ein braunes Rind mit Hörnern läuft auf einer Weide. Auf dem Foto ist nur der Vorderteil des Tieres zu sehen.
©Jo-Anne McArthur / We Animals Media

[79] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[80] Benson, G. J. (2004). Pain in farm animals: nature, recognition, and management. In Benson & Rollin (Hrsg.), The Well‐Being of Farm Animals: Challenges and Solutions, (61-84).Iowa: Blackwell Publishing.

[81] Waiblinger, S., Baars, T., & Menke, C. (2000). Understanding the cow—The central role of human animal relationship in keeping horned dairy cows in loose housing. In Proceedings of the 3rd workshop of the NAHWOA (Clermont-Ferrand, France (pp. 62-76).

[82] Peinhofer, V. C. (2013). Umfrage zur Schmerzbeurteilung und Schmerzbehandlung beim Rind durch bayerische Tierärzte und Landwirte. Unveröffentlichte Dissertation. Ludwig-Maximilian-Universität, München.

(83) Neave, H. W. (2013). Cognitive bias as a method of pain assessment following hot-iron dehorning of dairy calves (Doctoral dissertation, University of British Columbia).

(84) Neave, H. W., Daros, R. R., Costa, J. H., von Keyserlingk, M. A., & Weary, D. M. (2013). Pain and pessimism: Dairy calves exhibit negative judgement bias following hot-iron disbudding. PLoS One, 8(12)

[85] Richter, T. & Karrer, M. (2006). Rinderhaltung. In T. Richter (Hrsg.), Krankheitsursache Haltung. Beurteilung von Nutztierställen–Ein tierärztlicher Leitfaden (64-111). Stuttgart: Enke Verlag.

[86] Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim BMEL (2015). Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung. Gutachten. Berlin.

[87] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

(88) Menke, C., Waiblinger, S., Fölsch, D.W., Wiepkema, P.R. (1999). Social behaviour and injuries of horned cows in loose housing systems. Animal Welfare 8, 243-258.

[89] Graf, B. (1974). Aktivitäten von enthornten und nicht enthornten Milchkühen auf der Weide. Diplomarbeit, ETH Zurich, Schweiz;Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[90] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

[91] Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim BMEL (2015). Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung. Gutachten. Berlin.

(92) Menke, C.A.(1996). Laufstallhaltung mit behornten Milchkühen (keeping horned cows in loose housing). Unveröffentlichte Dissertation, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Schweiz.

[93] Graf, B. (1974). Aktivitäten von enthornten und nicht enthornten Milchkühen auf der Weide. Diplomarbeit, ETH Zurich, Schweiz; Menke, C.A.(1996). Laufstallhaltung mit behornten Milchkühen (keeping horned cows in loose housing). Unveröffentlichte Dissertation, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Schweiz. 

[94] Bøe, K.E., Farevik, G.(2003). Grouping and social preferences in calves, heifers and cows. Applied Animal Behaviour Science 80, 175-190. 

[95] Waiblinger, S. (1996). Die Mensch-Tier-Beziehung bei der Laufstallhaltung von behornten Milchkühen (human-animal relationship in horned dairy cows in loose housing). Tierhaltung 24, Universität/Gesamthochschule Kassel, Deutschland. 

[96] Bøe, K.E., Farevik, G.(2003). Grouping and social preferences in calves, heifers and cows. Applied Animal Behaviour Science 80, 175-190. 

[97] Menke, C. & Waiblinger, S.(1999). Behornte Kühe im Laufstall - gewußt wie. Lindau, Schweiz: Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL).

(98) Schmidt, K. (2015). Integrität. In A. Ferrari & K. Petrus (Hrsg). Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen. Bielefeld: transcript Verlag.

[99] Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim BMEL (2015). Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung. Gutachten. Berlin.

[100] Röcklinsberg, H., Gamborg, C., & Gjerris, M. (2014). A case for integrity: gains from including more than animal welfare in animal ethics committee deliberations. Laboratory animals, 48(1), 61-71.

(101) Bolliger, G., Spring, A., Rüttimann, A. (2011). Enthornen von Rindern unter dem Aspekt des Schutzes der Tierwürde. Juristische Medien AG. Zürich. Basel. Genf

[102] Schmidt, K. (2015). Integrität. In A. Ferrari & K. Petrus (Hrsg). Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen. Bielefeld: transcript Verlag.

Aktuelle politische Entwicklungen

Obwohl der wissenschaftliche Beirat des Bundeslandwirtschaftsministeriums das Enthornen als Tierschutzproblem einstuft, wird es an sich auf politischer Ebene nicht in Frage gestellt. Stattdessen diskutiert man dort Maßnahmen zur Schmerzreduktion. In Deutschland ist eine Anästhesie bei Kälbern erst ab sechs Wochen nach der Geburt verpflichtend und eine Gesetzesänderung diesbezüglich nicht geplant. Stattdessen setzt die Bundesregierung auf eine Ausweitung der Zucht hornloser Rinder (103).

In der Schweiz hingegen wird seit einigen Jahren eine anhaltende Debatte über die Enthornung geführt. Die Aufmerksamkeit verdankt das Thema einer Initiative, die sich dafür einsetzt, dass Landwirt_innen für das Halten von behornten Rindern oder Ziegen belohnt werden. Obwohl die „Initiative Hornkuh“ kein Verbot erreichen will, sondern auf Anreize und Freiwilligkeit setzt, wurde der Antrag auf Förderung von behornten Tieren bereits vom Nationalrat, Bundesrat, Ständerat und schließlich 2018 vom Schweizer Volk bei einem Volksentscheid abgelehnt (104).

Dieser Ausgang lässt auch Schlechtes für Rinder außerhalb der Schweiz erahnen. Wenn eine solche Initiative in der Schweiz, dem Land, in dem “die Kuh mit ihren eigenwilligen Hörnern [...] die Werbeträgerin Nummer 1“ ist (105) abgelehnt wird, sieht es in anderen Ländern für ein Umdenken auch nicht besser aus.

Zum Mitnehmen

Die meisten Rinder in Deutschland müssen ohne ihre Hörner leben. Und das mit dem Argument der Sicherheit für die Rinder und die Menschen, die mit ihnen arbeiten. Diese Begründung wurden bereits in zahlreichen Publikationen und von erfahrenen Rinderhalter_innen widerlegt. Nichtsdestotrotz dreht sich der Diskurs immer wieder um dieses Scheinargument. Die wirtschaftliche Rentabilität wird dabei verschwiegen.

Die Leidtragenden sind die Rinder. Die Prozedur des Enthornens verursacht akute und chronische Schmerzen, birgt ein erhöhtes Infektionsrisiko und schadet nachhaltig der Mensch-Tier-Beziehung. Ohne die Hörner, ob per Eingriff entfernt oder bereits genetisch nicht angelegt, sind die Tiere in ihrem Sozialverhalten und in ihrer Körperpflege stark eingeschränkt. Die Integrität des Tieres wird durch das Enthornen verletzt.

Das Konzept der Integrität von Tieren muss in der Tierschutzdebatte an Bedeutung gewinnen. Eine pathozentrische Sichtweise, also der Fokus allein auf das Leiden, erfasst das Wohlergehen nicht-menschlicher Tiere nicht in deren Gesamtheit.

Der Diskurs zur Enthornung wird in Deutschland kaum geführt und die Stimmen sind teilweise sehr pessimistisch. Doch ist es ein wichtiges Thema, bei dem es bald ein Umdenken geben sollte. Wenn es nur noch genetisch hornlose Rinder gibt, wird es dafür zu spät sein.

(103) Bundesregierung (2019). Tierschutzbericht der Bundesregierung 2019. Bericht über den Stand der Entwicklung des Tierschutzes.

(104) IG Hornkuh (2022). https://hornkuh.ch/de/home

(105) Burtscher, M. (2018). Geld, weil die Kuh ihre Hörner behalten durfte? Ein Pro & Contra. Tagblatt

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